Vorname der Eltern, Wohnstätte, Herkunft, Beruf, Aussehen, Charakter - es gibt viele Gründe, die dazu geführt haben, dass unsere Vorfahren genau diesen ihren Nachnamen bekommen haben. Heute ist es in fast allen Ländern vorgeschrieben, zwei Namen zu tragen, einen Vornamen und einen Familiennamen. Bis in das 12. Jahrhundert hatten Personen in Deutschland in der Regel nur einen Namen, den Rufnamen. Es herrschte Einnamigkeit vor.
Einige Personen führten zu dieser Zeit aber schon einen Beinamen wie "der Löwe", "der Krause", "der Friese" oder "der Schreckliche". Diese Beinamen beschrieben in der Regel ein besonderes Merkmal der Person und waren nur an den Namensträger gebunden.
Anfänglich wurden Beinamen zur Unterscheidung von Personen mit gleichen Rufnamen verwendet. Diese Beinamen wurden nicht vererbt und konnten im Laufe der Zeit bei einer Person auch wechseln. Wenn der Name an die Nachkommen einer Person über mehrere Generationen vererbt wurde, wurde aus einem Beinamen ein Familienname. Er wurde zum gemeinsamen Namen der Verwandtschaft und das macht ihn für die Familienforschung sehr wertvoll.
In Deutschland wurde die Zeinamigkeit im 12. Jahrhundert in den südlichen und westlichen Städten eingeführt. Sie schritt von dort nach Norden und Osten fort und war Anfang des 15. Jahrhunderts im wesentlichen vollzogen. Ausgangspunkt waren hierbei in erster Linie die Städte, da die steigende Bevölkerungsdichte eine Identifizierung von Personen, im Besonderen für geschäftliche und urkundliche Vorgänge, an Hand ihrer Rufnamen alleine nicht mehr möglich machte.
Einige Daten zur Zweinamigkeit:
- In Venedig kam schon im 9. Jahrhundert die Zweinamigkeit auf
- Seit Anfang des 12. Jahrhunderts werden auch Personen in Deutschland zunehmend zweinamig benannt
- In Frankfurt am Main wurden um 1312 noch 66% und 1351 34% der Urkunden für einnamige Personen ausgestellt
- 1677 in Bayern und 1794 in Preußen wurde der Namenswechsel einer Person per Erlass verboten
- In friesischen Gebieten wurden Familiennamen erst 1811 per Dekret durch Napoleon vorgeschrieben
- 1828 wurde in Westfalen verfügt, das Bauern ihren Familiennamen nicht durch den Hofnamen ersetzen durften. Der Hofname durfte aber hinzugefügt werden (Heinrich Schulze genannt Kirchhof)
- 1792 - 1808 Einführung ziviler Standesämter im französisch besetzten Rheinland
- 1874 / 1876 Einführung des Standesamtes in ganz Deutschland
- In Japan ist die Zweinamigkeit erst 1875, in der Türkei 1934 und in Ägypten erst in den 50-er Jahren gesetzlich vorgeschrieben worden
Man sieht, der Übergang von ein- zu zweinamigen Personen war ein schleichender Prozess.
In Deutschlang mit ca. 82 Millionen Einwohnern, gibt es über 900.000 verschiedene Familiennamen. Davon sind mehr als 500.000 Familiennamen als ursprünglich deutsch anzusehen. In China teilen sich ca. 1,4 Milliarden Einwohner ca. 3600 verschiedene Familiennamen, wovon "Li" und seine Schreibweisen mit 90 Millionen Namensträgern der gebräuchlichste Familienname der Welt ist.
In den Büchern, die sich mit Namenskunde beschäftigen, habe ich für viele Namen identische Herleitungen gefunden. Bei einigen Namen sind sich aber die Leute, die diese Bücher geschrieben haben, nicht unbedingt über die Entstehung eines Namens einig.
Familienname Althaus
Die westfälischen auf -haus, -hus endenden Namen deuten auf Herkunfts- bzw. Wohnstättennamen hin. Meistens handelt es sich um Hofnamen. Der Namensträger kann aber auch in einem alten Haus gewohnt haben oder aus einem Ort Althaus(en) zugezogen sein.
Familienname Baldewein
Baldewein ist ein ursprünglich aus dem Rufnamen Baldwin (baldo „kühn“ + wini „Freund“) vor allem im niederdeutschen Gebiet entstandener Familienname. Familienname Ballmann / Balmann Bei Ballman und seinen Schreibweisen handelt es sich wohl um die Erweiterung des Namens Ball auf -mann. Bei Ball kann es sich zum Einen um einen Nachnamen handeln, der aus einer Kurzform von Rufnamen, die mit "Bald" beginnen (z.B. Baldwin) entstanden ist. Andererseits ist die Ableitung von Ball oder Warenballen möglich. Bei dem Namensträger könnte es sich also um einen Ballspieler (Jahrmarkt) oder Ballenbinder gehandelt haben.
Familienname Berg
Sowohl Wohnstättenname (wohnhaft am oder auf dem Berg) als auch Herkunftsname zu den Ortsnamen Berg, Berga, Berge, Bergen.
Familienname Diedrich und seine Schreibweisen
Der Familienname Diedrich mit den Schreibweisen Diedrichs, Diedrichsen, Diederich, Diederichs, Diederichsen ist aus einer niederdeutschen Form des Namen Dietrich entstanden. Dieser ist wiederum aus dem gleich lautenden deutschen Rufnamen (thiot "Volk" + rihhi "Herrschaft, Herrscher, Macht, reich, mächtig, hoch" -> "im Volk mächtig") hervorgegangen. In der Namengebung im Mittelalter hat der Name eine große Rolle gespielt. Er war allgemein bekannt durch den Ostgotenkönig Theoderich (5./6.Jh.) und die Sagengestalt Dietrich von Bern. Theoderich, Theodericus ist die latinisierte Form von got. iuda-reiks »Herrscher des Volkes« und entspricht Dietrich. Der Name Dietrich hat sich im Laufe seiner Entstehung über die Namen Thiadricus, Thidricus, Dyderikes zu seinen heutigen Schreibweisen entwickelt. Mit Dietrich verwandte Familiennamen sind zum Beispiel: Diedrich, Dieterich, Dittrich, Diederich, Dederich, Dierich, Diederichs, Diedrichs, Dederichs, Derichs, Diederichsen, Diederichsen, Derichsen, Dieterici, Dietericus, Dieter, Det(h)er, Dieth, Diet(h)mann, Diet(e)l, Dietler, Dietz, Tietz, Dietsch, Dietzsch, Dietz(e)l, Die(t)zmann, Diezold, Dietschi, Dede, Dedeke(n), Dedekind, Deding, The(e)de, Thiede, Thiedke, Tieck, Thiedemann, Thiemann, Di(e)rk, Dierking, D[i]erks, D[i]erksen, Dehl(e), Diehl(e), Dill, Deidrich, Deiter(s), Thiel(e), Thielke, Thielsch, Thielmann, Till(e), Tillmann, Telemann, Detje, Detjen(s), Thade(n), Thode(n), Tietje und Tjarks. Laut dem dtv-Atlas Namenkunde ist der Name Dietrich 1995 der 87 häufigste Nachname bei den angemeldeten Telefonanschlüssen (17407 -> 0,06%). Der Name Diedrich taucht hier unter den 140 häufigsten Namen nicht auf. Im Duden Familiennamen ist Dietrich 1996 der 86 häufigste Nachname (21.626 Anschlüsse -> 0,1048%). Der Name Diedrich kommt hier unter den 200 häufigsten Namen nicht vor.
Familienname Ebeling
Ebeling ist die Ableitung auf den väterlichen Rufnamen Ebel, wobei Ebel einerseits aus einer Kurzform von Eberhard oder Albrecht entstand, andererseits eine im niederdeutsch-friesischen Raum beliebte Kurzform zu Elbert bzw. Elburg war. Familienname Eberhard und seine Schreibweisen Als Rufname erscheint Eberhard um 1323/48 in Bamberg sowie um 1498 im Münsterland unter den zehn meistgewählten Namen. Der Name stammt aus dem oberdeutschen und bedeutet „kühn, stark wie ein Eber“. Der Familienname ist aus dem Rufnamen Eburharti hervorgegangen und war zur Zeit der Familiennamenentstehung (12.-15. Jh.) allgemein verbreitet. Die Kurzformen Ebert(h), Evert(h) und Ewert(h) sind in Norddeutschland heimisch. Im süddeutschen Raum bildeten sich die Kurzformen Eber(l), Eberle, Eberlein, Eberlin und Ebermann. Erscheint auch in den Schreibweisen Eberhard, Eberhart, Ebhardt, Eberhardus, Everhard, Ebehard und Ebhart.
Familienname Göcken
Gödecke ist die Kurzform des im Mittelalters beliebten niederdeutschen Namens Godefried (Gottfried). Aus dem niederdeutschen Gödecke entstand der niederdeutsche Familienname Göcke. Schreibweisen sind Göcking, Göcker und im Westfälischen Göcken, Göcks.
Familienname Greinke
Vermutlich ist der Familienname Greinke eine Ableitung von Greiner oder Greinert, von Grein - mittelhochdeutsch „grin“ ((den Mund verziehen‚ (lachend, weinend, knurrend) und lautes Geschrei)) und „griner“ (Zänker).
Familienname Hachmann
Hachmann ist die auf -mann abgeleitete Form des Namens Hach(e). Für Hach(e) habe ich mehrere mögliche Erklärungen gefunden.
- Übername aus dem mittelhochdeutschen "hache", was soviel wie Bursche, Kerl bedeutete
- Wohnstättenname aus dem mittelhochdeutschen "hac", was eine Hecke bzw. Einfriedung bezeichnete
- Herkunftsname aus dem norddeutschen "hach", eine Bezeichnung für Schmutz-, Moorwasser
Familienname Hassenpflug / Hasenpflug
Hassenpflug, Hasenpflug (hasse den Pflug) ist ein Spottname für Bauern, ähnlich wie Scheuenpflug (scheue den Pflug). Vermutlich wurden Bauern, die in die Stadt zogen bzw. den Beruf des Bauern nicht ausüben wollten so genannt. Auch faule Bauern und entlaufene Bauersöhne waren Kandidaten für den Namen.
Familienname Huse
Huse ist sowohl Wohnstättenname zu „Haus“ (insbesondere Rathaus, festes Haus, Schloss) als auch der Herkunftsname zu dem Ortsnamen Husen (Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen).
Familienname Kemper
Zu Kemper lassen sich mehrer Erklärungen finden.
- Niederdeutscher Berufsname zu mittelniederdeutsch kemper "Kämpfer"
- Niederdeutscher Amtsname zu mittelniederdeutsch kempen "eichen"
Familienname Kolbe
Der Name Kolbe ist im GenWiki so umfangreich erklärt, dass ich dem nichts hinzufügen kann.
Familienname Lambers
Lambers hat seine Herkunft vermutlich im Namen Lambert, Lamberts. Dieser ist wohl entstanden aus dem germanischen Personennamen Landberht der als Heiligenname besonders durch den Bischof Lambertus von Maastrich (um 700) beliebt wurde.
Familienname Lorenz und seine Schreibweisen
Der Name Lorenz, auch Lorentz geschrieben, geht auf den lateinischen Namen Laurentius zurück. Laurentius steht für „der aus der Stadt Laurentum Stammende“. Der Familienname ist in vielen Schreibweisen zu finden: u. a. Laurenz, Lohrenz, Larenz, Laberenz, Lieberenz, Lew(e)renz, Loritz. Eine verkürzte Form von Loren(t)z liegt z. T. den Familiennamen Ren(t)z, Ren(t)sch und Rentzsch zugrunde.
Familienname Moog
Der in Thüringen und Hessen vorkommende Familienname Moog leitet sich von „Maag“ ab und bedeutet „Blutsverwandter, Verwandter in der Seitenlinie“.
Familienname Ney / Neu
Der Familienname Ney deutet wahrscheinlich auf die Herkunft aus dem gleichnamigen Ort Ney (bei Boppard) hin. Im Norddeutschen Raum wurde Ney, Neye (Neyen) wohl von „Nige, Neyge: der Neue“ abgeleitet. Außerdem entstand durch Entrundung aus „Neu“ der Famlienname „Ney“.
Familienname Nossbaum / Nussbaum
Der Name Nossbaum innerhalb meiner Luxemburger Ahnen ist wohl die übersetzte Form des Familiennamen Nussbaum. Nussbaum bezeichnet sowohl die Wohnstätte am Nussbaum als auch die Herkunft aus dem gleichnamigen Ort in Rheinland-Pfalz, aber auch in Baden-Württemberg und Bayern.
Familienname Nuhn
Der Familienname Nuhn ist wohl ein Übername zu mittelhochdeutsch niun, nun "neun". Eventuell ein Mitglied eines Ausschusses von neun Männern.
Familienname Ollmer
Möglicherweise weist der Familienname Ollmer auf einen aus dem Ort Olm (bei Mainz) Stammenden hin.
Familienname Papke
Leitet sich von Pape ab. Der Name Pape (Pfaffe, Weltgeistlicher) gilt als Übername und geht auf die Beziehungen des ersten Namensträgers zu einem Geistlichen oder zur Kirche zurück (etwa 'entlaufener Priester', 'unehelicher Sohn eines Geistlichen' oder 'zinspflichtiger Bauer'). Schreibweisen und Ableitungen zu Papke sind Paap(e), Papeke, Päpke.
Familienname Ringler
Der Familienname Ringler bezeichnet den Hersteller von Ringen aus Knochen, Horn und Elfenbein sowie von Ringlein und Schnallen aus Messing oder Eisendraht für die Gürtel- und Riemenherstellung.
Familienname Rotermund
Hier ist der Name eigentlich schon Erklärung selbst: Der Name Rotermund beschrieb einen Menschen mit der entsprechenden Lippenfarbe.
Familienname Sahme / Same / Some
Sahm bzw. Sohm (mit den Ableitungen Sahme, Same und Some) ist die mitteldochdeutsche Bezeichnung für „Samen“ aber auch für „Saat(feld)“. Diese Familiennamen gelten auch als Übername des Sämanns oder Samenhändlers.
Familienname Schüttrumpf
Schüttrumpf war ein in Hessen und Thüringen vorkommender Übername des Müllers oder Kornmessers (mitteldochdeutsch rumpf „großes Holzgefäß“, schütten „schütteln“).
Quellen für alle auf dieser Homepage erklärten Namen:
- Das große Buch der Familiennamen - Horst Naumann
- Deutsches Namenlexikon - Hans Bahlow
- dtv-Atlas Namenkunde - Kunze/Paul
- Duden Familiennamen - Rosa und Volker Kohlheim